Fritsch

Fritsch
Frịtsch,
 
1) Ahasver, Dichter, Rechtsgelehrter und Hofkanzler, * Mücheln 16. 12. 1629, ✝ Rudolstadt 24. 8. 1701; seit 1651 am Hof des Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt, seit 1661 als Hof- und Justizrat, seit 1687 als Kanzler; war einer der ersten deutschen Gelehrten, die sich mit der Presse beschäftigten. Er formulierte in seiner Schrift »Discursus de novellarum, quas vocant Newe Zeitungen, hodierno usu et abusu« (1676) das Recht des Staates, das unwissende Volk durch Überwachung der Presse zu schützen. Fritsch schrieb auch geistliche Lyrik.
 
 2) Gerhard, österreichischer Schriftsteller, * Wien 28. 3. 1924, ✝ (Selbstmord) ebenda 21. 3. 1969; war Redakteur und Herausgeber von Zeitschriften (»Wort in der Zeit«, »Literatur und Kritik«); schrieb schwermütige Lyrik mit sozialer Tendenz und die gesellschaftskritischen Romane »Moos auf den Steinen« (1956), »Fasching« (1967); auch Hörspiele, Essays, Übersetzungen.
 
Weitere Werke: Lyrik: Zwischen Kirkenes und Bari (1952); Lehm und Gestalt (1954); Dieses Dunkel heißt Nacht (1955); Der Geisterkrug (1958).
 
Katzenmusik (herausgegeben 1974, Prosa).
 
Ausgabe: Gesammelte Gedichte, herausgegeben von R. Urbach (Neuausgabe 1994).
 
 3) Jakob Friedrich Freiherr von, weimarischer Minister, * Dresden 22. 3. 1731, ✝ Weimar 13. 1. 1814, Sohn von 5); seit 1756 in weimarischen Diensten, ab 1767 leitender Minister der Herzogin Anna Amalia, sprach sich nach dem Regierungsantritt von Herzog Karl August gegen Goethes Berufung in das Geheime Konsilium aus. - Fritsch gilt als das Urbild des Antonio in Goethes »Tasso«.
 
 4) Johannes Georg, Komponist, * Auerbach (heute zu Bensheim) 27. 7. 1941; Schüler von B. A. Zimmermann, war 1964-70 Bratschist im Stockhausen-Ensemble, 1970 Mitgründer des Feedback Studios Köln, 1971-84 Leiter einer Kompositionsklasse und des Seminars für Neue Musik an der Akademie der Tonkunst in Darmstadt und wurde 1984 Professor an der Musikhochschule in Köln. Sein kompositorisches Schaffen, das sich durch Klangdifferenzierung (auch mithilfe elektronischer Mittel) auszeichnet, umfasst Orchester- und Kammermusikwerke, elektronische Musik, Schauspiel- und Filmmusik.
 
Werke: Akroasis (1968; für Orchester, Jazzband, 2 Sänger, Live-Elektronik u. a.); Trompetenkonzert (1975); Kreuzgänge (1983; für Orchester); De profundis (1987; für Sopran, Kontratenor, verschiedene Instrumente und Live-Elektronik); Passacaglia für großes symphonisches Blasorchester (1993).
 
 5) Thomas Freiherr von, kursächsischer Minister, * Leipzig 26. 9. 1700, ✝ Dresden 1. 12. 1775, Vater von 3); gehörte seit 1724 dem Geheimen Kabinett in Dresden an; 1740 Geheimer Kriegsrat. 1762/63 führte er die Friedensverhandlungen von Hubertusburg, leitete 1763 die kursächsische Staatsreform.
 
 6) Werner Freiherr von, Generaloberst, * Benrath (heute zu Düsseldorf) 4. 8. 1880, ✝ (gefallen) vor Warschau 22. 9. 1939; 1934/35 Chef der Heeresleitung; wurde 1935 Oberbefehlshaber des Heeres, nachdem er sich in der »Röhmaffäre« an die Seite Hitlers gestellt hatte. Der Auf- und Ausbau des Heeres im Rahmen der von Hitler am 16. 3. 1935 verkündeten allgemeinen Wehrpflicht wurde im Wesentlichen von Fritsch vorangetrieben. In der Besprechung Hitlers mit den Oberbefehlshabern der Wehrmacht am 5. 11. 1937 (Hoßbachniederschrift) ließ Fritsch erkennen, dass er die von Hitler angekündigte Politik des »Risikos« und der Expansion ablehnte. In der Blomberg-Fritsch-Krise (Januar 1938) wurde Fritsch in verleumderischer Absicht Homosexualität nachgesagt, er wurde deswegen am 4. 2. 1938 als Oberbefehlshaber des Heeres entlassen. Nach seiner Rehabilitierung durch ein Offiziersehrengericht wurde Fritsch Chef eines Artillerieregiments.
 
 
J. A. Graf Kielmansegg: Der F.-Prozeß 1938 (1949);
 H. Foertsch: Schuld u. Verhängnis. Die F.-Krise im Frühjahr 1938. .. (1951);
 Klaus-Jürgen Müller: Das Heer u. Hitler. Armee u. natsoz. Regime, 1933-1940 (1969);
 G. Brausch: Der Tod des Generalobersten von F., in: Militärgeschichtl. Mitt., Jg. 7 (1970).
 
 7) Willy, Filmschauspieler, * Kattowitz 27. 1. 1901, ✝ Hamburg 13. 7. 1973; populär in Liebhaberrollen der 30er- und 40er-Jahre (auch singend und oft Partner von Lilian Harvey).
 
Filme: Die Drei von der Tankstelle (1930); Der Kongreß tanzt (1931); Glückskinder (1936); Film ohne Titel (1947).

Universal-Lexikon. 2012.

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